Das Herrenhaus

Das Herrenhaus bildet den Mittelpunkt der Hauptburg. Es ist im Stil der Weserrenaissance erbaut worden.
Das Sockelgeschoss des Burghauses könnte ein Tonnengewölbe getragen haben. Die 4 Gewölbe- oder Stichkappen liefen an der Nordwestfront in Schießscharten aus. Die Höhe des Erdgeschosses betrug 3.18 m. Im Innern des Obergeschosses sind an der Nordwestwand noch die Reste von 2 Kaminen mit verzierten Wandkonsolen erhalten. Eine große Anzahl von Schießscharten ist noch sichtbar. Der runde Eckturm, eine Art von Wartturm oder Burgfried, wird als Wachstube gedient haben. Darunter deutet ein tiefer Keller das Burgverlies an. Eine besondere bauliche Note hat der ziemlich gut erhaltene Ostgiebel aufzuweisen. Er war als Volutengiebel aus festen Bruchsteinen mit Werksteineinfassungen ausgeführt,

dreifach treppenförmig abgestuft und trug zum Schmuck in den Absätzen Eckfüllungen mit Voluten, die von Hermen und Pilastern in der Wandfläche begrenzt wurden. Jede der 3 Stufen war mit barocker Ornamentik ausgestattet, deren Schnörkelwerk hörnerartig aus der Grundfläche herausragte.
Am Fuße des Ostgiebels ist ein wenig
versteckt auch das Gründungsjahr 1607 in
den Sandstein eingemeißelt. Am Eingang des Herrenhauses sind noch die aus der Mauer heraustretenden Kragsteine oder Konsolen sichtbar, die als Tragsteine in Verbindung mit den Mauerschlitzen der Zugbrückeneinrichtung dienten.
An der Giebelwand und am Turm sind oberhalb der Fenster noch gut die Entlastungsbögen erkennbar.


Der gut erhaltene runde Eckturm trägt an der Außenseite des Obergeschosses einen an dieser Stelle fremdartig wirkenden Schmuck. Es ist eine Art dreiteiliges Epitaph aus Sandstein, das sich gerade im Barockzeitalter großer Beliebtheit erfreute. Das Steinbild zeigt die Darstellung des Sündenfalles, die im Mittelfeld von 2 Karyatiden begrenzt wird. In einer halbrunden Nische des Oberteiles ist die Caritas mit zwei seitlich flankierenden Putten dargestellt. Darüber steht eine Figur, die vielleicht die Gerechtigkeit versinnbilden könnte. Den unteren Abschluss bildet eine Kartusche mit dem Familienwappen, das von zwei Knaben gehalten wird. Im geteilten ovalen Wappenschild erscheinen ein aufrecht stehender Krebs und ein Turnierkragen mit waagerechten Balken, die Wappen Krewet und Westphalen. Das Epitaph war ursprünglich in Farbe gesetzt. Reste dieser früheren Bemalung lassen erkennen, dass die Nische der Caritas rot, die Haare der Eva und der Apfel des Paradieses vergoldet waren.

Die Steinmetzarbeiten werden dem Osnabrücker Bildhauer Adam Stenelt zuge schrieben.

Ansicht des Herrenhauses aus westlicher Richtung (ca. 1920). Im Hintergrund links erkennbar das Torhaus.
Ansicht des Herrenhauses aus westlicher Richtung (ca. 1920). Im Hintergrund links erkennbar das Torhaus.

An der Rückseite des Gebäudes befinden sich Fenster unterschiedlicher Größe. Gut erkennbar sind die aus statischen Gründen eingebrachten Entlastungsbögen über allen breiteren Fenstern. Im oberen Bereich ragen an zwei Stellen Konsolensteine hervor. Vergleicht man diese Seite mit der repräsentativen Vorderseite, so wirkt sie auf den Betrachter schlicht und eher unregelmäßig.
Das Herrenhaus hatte sehr wahrscheinlich noch einen Anbau in südöstlicher Richtung. Für diese Vermutung sprechen u. a. die vorstehenden Reste der Rückwand und die noch erkennbare Auflage der Deckenbalken. Aufgrund des noch bestehenden Mauerwerkes ist auch ein Anbau denkbar, der nicht aus Bruchstein sondern aus z. B. einer Fachwerkkonstruktion bestand.

Inschriften im Inneren des Turmes am Herrenhaus (2007).
Inschriften im Inneren des Turmes am Herrenhaus (2007).

Blick in das Innere des Turmes am Herrenhaus (2007).
Blick in das Innere des Turmes am Herrenhaus (2007).
Blick in den durch ein Tonnengewölbe ausgebildeten Keller des Herrenhauses (2003).
Blick in den durch ein Tonnengewölbe ausgebildeten Keller des Herrenhauses (2003).

Verwendungszweck

Der überwiegende Teil wird als Wohngebäude der Familie von Krewet gedient haben. Der angrenzende Turm übernahm die Funktion als Wach- und Beobachtungsturm. Da drei Fenster des Turmes genau in die Richtung des “fehlenden” Nordturmes ausrichtet sind, ist davon auszugehen das vom Turm aus auch insbesondere die Beobachtung nach Norden vorgenommen wurde.
Der Keller unterhalb des Turmes könnte als Burgverlies gedient haben. Ein Schacht verbindet den Keller mit dem Obergeschoß des Turmes. Gegen diese, auch in der Literatur geäußerten Vermutung, spricht jedoch die Tatsache, dass Gefangene eigentlich nicht in unmittelbarer Nähe der Herrschaften untergebracht wurden.

Bauliche Veränderungen

Die großen dreiteiligen Fenster an der Hauptfront im Erd- und Obergeschoß einschließlich des Turmes sind nach mündlicher Überlieferung um die Mitte des 19. Jahrhunderts neu eingebaut worden. Das dreiteilige Fenster an der Rückseite dürfte ebenfalls zu diesem Zeitpunkt ersetzt worden sein. Der Turn wurde um ca. 1m erhöht und mit einem Dach versehen.
Im Rahmen der Renovierungsarbeiten 1974 sind Mauerreste im oberen Bereich der Giebelfront abgetragen worden. Die Giebelwand wurde an der Innenseite mit Putz versehen.